Pop-up
Mit der Coronapandemie erobern plakative Appelle den öffentlichen Raum zurück − und polarisieren die Gesellschaft. Schon seit den 1920er-Jahren wirkt der staatliche Mahnfinger in Form von Plakatbotschaften. Die disziplinarische und moralische Führung zielt lange darauf ab, Menschen im gesellschaftlichen und privaten Leben zu kontrollieren. Auch wenn der Staat in manchen politischen Systemen noch immer als Volkserzieher funktioniert, zeigt sich spätestens seit 1968 eine zunehmende Akzeptanz unterschiedlicher Lebensformen. In Plakatform verbreitete Verhaltensregeln oder Denkanstösse möchten heute vor allem das Individuum schützen, rufen zum Respekt gegenüber Dritten auf und gemahnen an ein solidarisches Miteinander. Sie adressieren das Publikum kaum mehr im Imperativ, sondern appellieren an die Selbstverantwortung. Dennoch kollidieren sie manchmal mit dem subjektivem Freiheitsempfinden.
Die Ausstellung versammelt internationale «Volksappelle» von 1920 bis heute und beleuchtet den gesellschaftlichen Wandel und die Rolle des Staates.