Wie klimafreundliche ist eine Ausstellung?

Als eines der ersten Museen der Schweiz hat 2023 das Museum für Gestaltung Zürich exemplarisch die Klimabilanz zweier Ausstellungen erhoben. Ziel war es, fundierte Erkenntnisse für eine nachhaltigere Ausstellungspraxis zu gewinnen.

Die analysierten Projekte unterschieden sich bewusst stark in Konzept und Materialeinsatz: Game Design Today bot den Besuchern einen interaktiven Einblick in die zeitgenössische Videospielkultur und fokussierte auf Designprozesse. Die Ausstellung ermöglichte das direkte Ausprobieren vielfältiger Games, was eine umfangreiche technische Ausstattung erforderte – mit entsprechendem Einfluss auf die Klimabilanz.

Menschen betrachten bunte digitale Kunst in einer Galerieausstellung.
Person interagiert mit interaktivem Kunstwerk im Museum.

Repair Revolution! hingegen präsentierte die Vision einer Reparaturgesellschaft und beleuchtete die Rolle des Designs in einer ressourcenschonenden Zukunft. Sie machte deutlich, dass die Reparierbarkeit eines Produkts bereits im Gestaltungsprozess entschieden wird – eine Praxis, die in Bereichen wie dem Maschinenbau üblich ist, im Produktdesign jedoch noch selten. Als kulturelle, soziale und ökonomische Haltung bot die Ausstellung einen überzeugenden Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft und setzte Nachhaltigkeit von Beginn an inhaltlich wie gestalterisch um. 

Weitere Hintergründe und Stimmen zur Ausstellung finden sich im digitalen Guide der Ausstellung.

Museumsausstellung mit orangefarbenem Auto und Text auf Boden.
Museumsausstellung mit Designstühlen und Kunstwerken auf einem langen Tisch.

Die Auswertung der Klimabilanz zeigte, dass bei beiden Ausstellungen rund 70 % der Emissionen auf Werkstattmaterial, technische Ausstattung und die Mobilität der Besucher zurückzuführen waren. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurden konkrete Massnahmen umgesetzt: Flüge – insbesondere Langstreckenflüge von Personen oder Objekten – und Transporte per Flugzeug werden im kuratorischen Prozess kritisch geprüft. In der Szenografie kommt ein neu entwickeltes Wandsystem zum Einsatz, das auf Upcycling, wiederverwendbare Materialien und effizienten Ressourceneinsatz setzt. Nachhaltigkeitsaspekte sind zudem fest in den Projektbriefings verankert und werden in allen Phasen der Ausstellungskonzeption berücksichtigt.

Die Analyse hat das Bewusstsein für klimarelevante Faktoren im Museum geschärft und dient seither als Grundlage für eine transparente, verantwortungsvolle Ausstellungspraxis – intern wie extern.